Milchproduzent/innen in Burkina Faso: Während die Politiker auf sich warten lassen, wird verkostet!
Da war ich also beim Festakt zum Weltmilchtag und beim Start der Aktion 72 Stunden für heimische Milch, der zweiten Auflage, mit der der Konsum von Milch Made in Burkina Faso gefördert werden soll. Der Agrarminister war nicht erschienen. Aber ich konnte mit seinem Büroleiter Donatien Sawadogo sprechen – was gar nicht so schlecht war, denn er hörte mir wirklich zu.
Zunächst übergab der Vorsitzende des Verbands der Kleinmolkereien und heimischer Milchproduzent/innen in Burkina Faso (UMPL-B) die Forderungen, die am Vortag von den Beteiligten der Lieferkette formuliert worden waren. Mehr als nur eine symbolische Geste: Es ging darum, nicht nur die Agrarminister/innen zu informieren, sondern auch die Wirtschafts- und Finanzminister/innen, über das, was die Produzent/innen aus dem Süden und dem Norden wollen, um ihre lokalen Lieferketten zu entwickeln.
Der Büroleiter des Agrarministers erklärte, dass er die Initiative Fairefaso – die fair gehandelte Milch unterstützt. Was bedeutet, dass das Projekt hier so langsam bekannter wird. Anschließend beantwortete er meine Fragen. Und verzichtete dabei auf Allgemeinplätze. Zunächst wollte ich seine Meinung zur Situation der europäischen Produzent/innen wissen. Er glaubt, dass die USA mit dem sich abzeichnenden TTIP unsere Märkte unkontrolliert mit ihren Produkten überschwemmen werden, so wie wir es im Moment in Afrika tun. Kurz, eine Art Bumerang-Effekt steht uns bevor. Anschließend sprach er sich eindeutig gegen den Import von europäischem Milchpulver zu Schleuderpreisen aus ... Gleichzeitig ist er aber gezwungen, es zu importieren, während er die lokale Lieferkette unterstützt. Ganz allein wird Burkina Faso, eines der ärmsten Länder der Welt, niemals das Steuer herumreißen können. Es muss sich mit seinen Nachbarstaaten zusammentun, wie dem Niger oder dem Senegal. Aber will die neue burkinische Regierung überhaupt solche Allianzen?
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber die Lage in Nord und Süd unterscheidet sich nicht: Die Politiker versichern uns ständig, dass sie kurze Lieferketten wie bei Fairebel fördern wollen, während sie gleichzeitig die großen Handelsketten und ihre Importe begünstigen, die sich in einem unfairen Wettbewerb durchsetzen.
An diesem Weltmilchtag haben ungefähr zehn Kleinmolkereien ihre Produkte ausgestellt. Ganz offensichtlich funktioniert die Lieferkette und versucht, ihren Platz auf dem Markt zu finden. Der Produktionsprozess ist überwiegend handwerklich. Kleine Anekdote am Rande – damit Sie verstehen, wovon ich rede: Eine der Produzentinnen verkaufte ihre Milch in Cola- und Fanta-Flaschen. Das beweist, dass sie noch nicht genug Erlöse erzielt, um sich geeignete Behälter oder Flaschen zu kaufen. Es ist nicht einfach, aber man muss irgendwo anfangen. Man kann nicht warten, dass solch ein armes Land unser Entwicklungsniveau innerhalb eines Jahres erreicht. Ich habe jedenfalls drei Joghurts von verschiedenen Molkereien probiert. Und ich kann Ihnen versichern, dass die Qualität stimmt. Abgesehen davon wäre bei der Hitze ein kleiner Eisbecher aus reiner Fairebel-Milch äußerst willkommen gewesen (die Temperaturen fallen hier nie unter 40 °C – kein Witz)!
Morgen werde ich meinen Kurztrip von sechs Tagen in Burkina Faso fortsetzen mit einem Besuch eines Weidebetriebs.